Thilo Bock. Du bist für misch wie Camembert
Mit Essen spielt man nicht, sagen die Eltern. Mit Sprache schon,
sagt Thilo Bock. Also stimmt der Mann in sieben mal sieben Gedichten das
Hohelied der Genüsse an. Mit gepfeffertem Humor und reichlich Sinn fürs
Kulinarische kommt er vom Leibgericht aufs Leibgedicht. Spaghetti sind ihm ein
„heiß verschlungner Zungenkuss“, die Kartoffel Laura „des Hungers Dividende“,
in Graubrot mit Butter erkennt er „unfassbares Glückskinderfutter“. Er schwärmt
für Mortadella: „Du Hauch von Nichts auf meinem Teller“, sucht fürs
„Laugengebäck“ das „Backgepäck“ und spürt im „Mundraum“ den „Schlundflaum“.
Doch auch als Kritiker tritt er in Erscheinung. Tofukäse, die
Industriekartoffel EH92-527-1 und junger Gouda zum Beispiel bekommen bei ihm
ihr Fett weg. Thilo Bocks „Verfressene Verse“ sind eine lyrische Delikatesse
für alle, die nicht nur essen, um satt zu werden.
Thilo Bock, geboren
1973, hat drei Romane und dreieinhalb Erzählungsbände veröffentlicht, zuletzt „Der
Berliner ist dem Pfannkuchen sein Tod“ (2019). Er ist Mitherausgeber der ersten
umfassenden Anthologie Berliner Mundartgedichte „Ick kieke, staune, wundre mir“
(2017). Als Mitglied der Lesebühne „Brauseboys“ tritt er regelmäßig lesend,
manchmal auch singend auf. Außerdem ist er Redakteur der Literaturzeitschrift „Salbader“
und schreibt Texte fürs Kabarett. In seiner Freizeit beschäftigt er sich mit
Lebensmitteln. „Verfressene Verse“ ist sein erster Lyrikband.
Gefördert vom Berliner Autorenlesefonds.
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